NABU - Gruppe Ammersbek e.V.


Komischer Kahn auf dem Lottbeker Teich

Vier Monate Entschlammung für ein neues Paradies

Verwunderliches passiert seit Anfang November im Lottbeker Stauteich: Ein floßartiger Kahn namens Fiete kurvt zwischen dem Röhricht tagein tagaus auf dem Wasser herum und transportiert den schwarzen Schlamm vor das Hamburger Ufer. Dort holt ihn ein Bagger heraus und belädt die regelmäßig über eine bodenschonende Baustraße heranfahrenden LKW.

Ohne das Wasser abzulassen wird der Lottbeker Teich mithilfe des schwimmenden Räumschildes Fiete zu größeren Teilen entschlammt. Es waren im Frühjahr 2023 durch das Leerlaufen des Teiches viele Amphibien, Muscheln und Fische gestorben, auch deshalb hatte sich das zuständige Bezirksamt Wandsbek für eine schonende Nassbaggerung entschieden, in Absprache mit den Schutzgebietsbetreuern des NABU Ammersbek und des Botanischen Vereins zu Hamburg.

Die Entschlammung soll die ursprüngliche Regenwasserückhaltekapazität wieder herstellen, denn der im Laufe der Jahrzehnte durch vermoderndes Laub auf dem Grund angehäufte Schlamm hatte das Teichvolumen und damit auch den Hochwasserschutz verringert.

Leider verzögerte sich der Entschlammungsbeginn um einen Monat, weil die Baustelle noch nicht eingerichtet werden konnte: Es gab dort nämlich schon eine Baustelle, vom städtischen Netzbetreiber Hamburgs, und der hatte vergessen, sie bei der Hamburger Baustellenkoordination anzumelden. Dumm gelaufen.

Die Maßnahme muss bis zur Amphibien-Laichzeit im März abgeschlossen sein, deshalb sollte sie ab  Anfang Oktober über den Winter stattfinden. Rund vier Monate braucht es, die ca. 8000 Kubikmeter Sedimente herauszuholen. Einen perfekten Entschlammungszeitraum gibt es aber nicht, denn auch im Winter kann es Konflikte geben. Frösche, die sich im Teichgrund zum Überwintern einwühlen, werden mit ausgebaggert und sterben auf der Deponie, zu der der Schlamm gebracht wird.

Damit möglichst wenige Tiere zu Schaden kommen, wurde der Grund vorher von einem Boot aus abgeharkt. Frösche fand man fast keine, denn die dort lebenden Erdkröten und Grasfrösche  überwintern meist an Land, verbuddelt unter moderndem Laub und Holz. Aber etwa 1500 im Schlamm eingegrabene Teichmuscheln konnten geborgen werden.  600 sollen nach der Maßnahme wieder in den Lottbeker Teich zurück, der Rest wurde umgesetzt.

Trotzdem ist so eine Maßnahme nicht frei von Verlusten. Wasserkäfer, Larven von Insekten wie Köcherfliegen oder Libellen, Wasserschnecken und einige Muscheln werden mit dem Schlamm ausgebaggert. Aber die Teichsanierung bietet der Teichbodenfauna die Chance für eine anschließende rasche Neubesiedlung.

Wichtige Voraussetzung dafür ist, dass Angelfreunde dort nicht erneut Fische einsetzen. So makaber es klingt, aber das große Sterben im Juni 2023 hatte einen Vorteil:  Die großen Fische, die in so einen Teich einfach nicht hineingehören und der Gewässerökologie schaden, waren danach alle weg.

Nach Abschluss der Maßnahme hat der Lottbeker Stauteich die Chance, sich zu erholen: Weniger Moderschlamm und keine fetten Fische, das bedeutet mehr Sauerstoff im Wasser. Und weil auch etwas von dem Röhricht entfernt wird, kann die Lottbek den Teich wieder besser durchströmen. So wird sich der Lottbeker Stauteich nächstes Jahr wieder zu einem kleinen Paradies entwickeln, ein Paradies für Tiere und für Menschen.

Zurück zur Übersicht