Forstwirtschaft zerstört wertvolle Biotope in Ammersbeker Naturschutzgebieten |
Alles für den Ofen
Wer wird im Ammersbeker Naturschutzgebiet Heidkoppelmoor jetzt noch auf dem Weg bleiben oder wie vorgeschrieben seinen Hund anleinen? Warum sollten Spaziergänger den Naturschutz achten, wenn dort ein Monsterfahrzeug quer durch den Wald marodiert, ohne Rücksicht auf Bäume und die dort noch brütenden Vögel?
Rücksichtslos ging dieses Großgerät, ein Harvester, der Bäume absägt, entastet und aus dem Forst herauszieht, auch in der Verlängerung vom Bullenredder vor. Auf diesem gemeindeeigenen ehemaligen Weg wuchs seit vielen Jahren Wald, denn um wichtige Kernzonen des Naturschutzgebietes ungestört zu lassen, war er als Weg offiziell aufgegeben worden. Nun ist er eine Schneise der Verwüstung. Die dickeren Bäume sägte der Harvester ab, die anderen überfuhr er einfach und ließ sie als "Straßenpflaster" liegen.
Ziel war die Rodung eines Privatwaldes durch die Forstbetriebsgemeinschaft (FBG), aber als Zuwegung wurde kommunales Eigentum genutzt und zerstört. Der Weg ist jetzt wieder offen und zukünftig Einfallstor für Querfeldeingänger zum Brutgebiet der Kraniche. Die Verwaltung der Gemeinde war unzureichend informiert und wurde erst durch den NABU Ammersbek auf das Ausmaß der Zerstörung aufmerksam.
Kleinod der Artenvielfalt vernichtet
Noch größer aber war der Schaden für den Artenschutz, den der NABU im Naturschutzgebiet Ammersbek-Niederung entdeckte: Ein Waldstück von knapp einem Hektar, das mit seinen alten Bäumen einen Ausläufer des Wohldorfer Waldes bildet, war "säuberlich aufgeräumt" worden, ebenfalls von der FBG.
Allgemein ist inzwischen bekannt, welchen hohen Wert Totholz für die Lebegemeinschaft im Wald hat. In diesem Waldstück gab es besonders viel stehendesTotholz. Solche alten Baumruinen, sind Paradiese für Käfer, Bienen, Spechte und Pilze und beliebte Fotomotive bei Spaziergängern. Sie waren wertvolle Biotope und bildeten keine Gefahr für Passanten auf dem Weg. Am Rand des Wäldchens wuchs ein Hasel, einer der so alt war, dass er sich zu einem beeindruckenden Baum entwickelt hatte, ein besonderes Nussparadies für Eichhörnchen, Bilche und Mäuse.
Jetzt aber ist der Natur-Wert dieses Waldstücks dahin, die Romantik ebenfalls. Altes Totholz liegt dort nur noch wenig, stehendes Totholz wurde umgelegt, obwohl es keine Gefahr darstellte. Es war weit entfernt vom Weg und im Naturschutzgebiet müssen Spaziergänger auf den Wegen bleiben. Der vielstämmige Hasel und mindestens 15 Bäume wurden gefällt, darunter auch geschützte Habitatbäume wie z.B. eine 80jährige Eiche mit Höhle.Fast 20 weitere Bäume sind mit roten Punkten markiert, auch sie erwartet offenbar die Säge. Auch am Weg wurde sehr viel abgesägt, eine augenscheinlich radikale Wegesicherung.
Im Februar hatte der NABU Ammersbek die FBG, die per Vertrag für Ammersbek den Wald bewirtschaftet, auf dieses Kleinod aufmerksam gemacht. Aus der Gemeindeverwaltung und der Politik hatte der Förster der FBG, der Forstfachberater der Landwirtschaftskammer ist, ebenfalls deutliche Signale bekommen, dass Ammersbek mit seinem Wald in Zukunft sensibler umgehen will, insbesondere in den Schutzgebieten.
Offenbar passte dies nicht zusammen mit den Zielen der FBG, denn ihr Geschäftsführer ist auch gleichzeitig der Chef eines großen Kaminholzhandels. Wurden deshalb in diesem Wald mit seinen auch ökonomisch wertvollen Buchen Tatsachen geschaffen? Naturschutzgebiet? Egal, alles für den Ofen.
Ein Experte aus Kiel, Mitverfasser der Roten Liste Schleswig-Holstein, reiste Anfang Juni extra an, um in den alten Baumruinen nach bedrohten Käferarten zu suchen. Er kam leider zu spät.
Letztes Totholz im Bornhorst