NABU - Gruppe Ammersbek e.V.


Die Lottbek

Die Lottbek ist gewässertypologisch ein sogenannter sandgeprägter (stellenweise auch kiesgeprägter), sommerkühler Tieflandbach.

Wie bei den meisten unserer Bäche ist eine Quelle nicht identifizierbar. Der Bach hat seinen Ursprung in einem Wasserloch an der Eulenkrugstraße in Hamburg-Volksdorf.

Nach etwa zehn Kilometern mündet die Lottbek in die Bredenbek und bildet mit dieser das Ohlstedter Hochwasserrückhaltebecken Hörndiek (im Volksmund S-Kurven-Teich genannt). Die Bredenbek mündet nach ca. zwei Kilometern in die Alster.  Als linker Nebenfluss der Alster bildet die Bredenbek gemeinsam mit der Rodenbek das Schmelzwasser-Flusssystem Rodenbeker Quellental, dass nach dem letzten eiszeitlichen Gletschervorstoß, in der Weichsel-Kaltzeit geformt wurde.

Auf Volksdorfer Gebiet durchfließt die Moorbek Acker- und Grünland, Feuchtgebiete, flächenversiegelte Wohngebiete mit geringer Bebauungsdichte, Wald- und Weidelandschaft und Bruchwald. Der hohe Anteil solch  naturnaher Landschaften im Einzugsgebiet hat den Vorteil, dass nur wenig düngerbelastete Abwässer aus intensiv landwirtschaftlich genutzten Flächen das Gewässer beeinflussen und es eine ungewöhnlich gute Wasserqualität hat.

Infolge der Flächenversiegelung durch neue oder alte Baugebiete im Einzugsbereich des Baches wird die grundwasserregulierende Versickerung  gestört. Regenwasser wird zu rasch abgeleitet statt langsam zu versickern. In Trockenzeiten trocknet der Bachlauf dadurch schneller aus, bei Starkregenperioden wird ihm das Wasser zu schnell zugeführt und die Überschwemmungsgefahr steigt.

Zwischen Lottbeker Stauteich und der Straße „An der Lottbek“ fließt der Bach zwischen extensiv genutzter Wiese und Wald neben einem Wanderweg. Hier finden sich zwei blaue Edelsteine: Im Sommer die vom Aussterben bedrohte „ Blauflügel-Prachtlibelle “ und besonders im Winter der Eisvogel. Weiter unterhalb ist der Bachlauf durch Bebauung dicht am Ufer sehr eingeengt, fließt zum Teil an der Straße entlang, oder verläuft hinter einem Gewerbegebiet.

Die Lottbek im Winter
Die Lottbek im Winter
Auf Ammersbeker Gebiet finden sich eine Reihe typischer Probleme urbaner Bäche. Das Gewässer wird hier durch starke Verbauungen, durch Sohl- und Uferbefestigungen immer wieder über mehrere hundert Meter kanalisiert. Der Lauf ist durch Bebauung dicht am Ufer und eine Straße eingeengt und an seinem natürlichen Bedürfnis zu mäandrieren gehindert.Beides verstärkt die Hochwassergefahr.

Im Hochwasserjahr 2002 führten Starkregenfälle zu Überschwemmungen im Ortsteil Lottbek.  Mehrere Hamburger und Ammersbeker Häuser waren betroffen und hatten Schäden in vollgelaufenen Kellern, in die das Wassser aus den Sielen von unten hochdrückte. Dieses Ereignis führte dazu, dass alte Ideen von einer partiellen Umleitung des Gewässers aufgegriffen wurden und erst durch fachliche Einwände aus dem Naturschutz wieder verworfen werden mussten.

Erst auf den letzten 1,8 Kilometern nimmt die Hochwassergefahr wieder ab. Hier ist die Lottbek nicht mehr begradigt oder künstlich befestigt und ihre Ufergehölze nicht beseitigt. Hier, in Ohlstedt, kann sie als naturnahe, unbeeinträchtigte Aue vor sich hin mäandrieren.

Auf seinem gesamten Lauf ist der Bach durch zwei Stauteiche unterbrochen: Vom Lottbeker Stauteich auf der Grenze Ammersbek/Volksdorf und vom Hörndiek in Ohlstedt. Es sind schöne Teiche im Auge des Spaziergängers oder Anglers, aus ökologischer Sicht bilden sie aber eine Störung des Fließgwässers: Die Strömung wird plötzlich langsamer und lagert dadurch Feinsediment als Schlamm ab. Das Wasser wärmt sich auf, Algen bilden sich, der Sauerstoffgehalt sinkt in tieferen Schichten, Organismen sterben ab, der Sauerstoffgehalt sinkt dadurch weiter (Eutrophierung). Am Ausfluss dieser beiden Teiche führen Wehre und hohe Abstürze zu Unpassierbarkeit für größere Fische.

Weitere ökologische Störfaktoren sind die immer wieder auftretenden Verrohrungen, lange dunkle Strecken unter Straßen oder Bahngleisen ohne sogenannte Landpassagen wie sie unter Brücken angelegt werden könnten, damit Amphibien oder Säugetiere wie der Fischotter wandern können.
Verrohrungen sind billiger als Brücken, aber im Gegensatz zu Brücken sind sie für viele Tiere im und am Wasser nicht oder nur schwer passierbar.

Daten:
Länge des gesamten Gewässerlaufs: 11,2 km
Mittlere Abflussmenge: 410 mm
Mittlerer Jahresniederschlag im Einzugsgebiet: 780 mm
Höhe:  
Moorbek 45m über NN
Bredenbek an der Einmündung zur Alster 13m über NN
Durchschnittl. Gefälle: 2,9 %0  (Promille)
Fließgeschwindigkeit (nicht in den Teichen): Zwischen 0,25 und 0,65m/s
Gewässergüte: „gering belastet“ (GK I-II)
tw. „stark verschmutzt“ (GK III)
In der Moorbek/Lottbek lebende Klein-Organismen (Makrozoobenthos)*:
Egel mind. 7 Arten
Strudelwürmer mind. 5 Arten
Ringelwürmer mind. 4 Arten
Asseln  
Flohkrebse  
Zweiflügler mind. 11 Gattungen oder Arten wie z.B. Stechmücken
Eintagsfliegen mind. 7 Arten
Köcherfliegen mind. 9 Gattungen oder Arten
Steinfliegen  
Libellen mind. 4 Arten
Wanzen mind. 4 Arten wie z.B. der Wasserskorpion
Käfer mind. 10 Arten
Nesseltiere  
Schwämme  
Muscheln mind. 4 Arten
Schnecken mind. 9 Arten
Fische**  
   

* Makrozoobenthos: Das Zoobenthos ist die am Boden eines Gewässer lebende Tiergemeinschaft, Makro bedeutet, dass man kein Mikroskop braucht, um sie zu sehen. Viele der Insekten besiedeln als adulte (erwachsene) Tiere den Luftraum, legen aber Eier im oder am Wasser und sind als Larven (Libellenlarven mehrere Jahre) auf das Gewässer angewiesen.

** Während in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts hier noch das Bachneunauge vorkam ist der seltsame Fisch heute in Norddeutschland stark gefährdet und in der Lottbek nicht mehr nachgewiesen. Es kommen noch Allerweltsarten wie der Dreistachelige Stichling oder der Gründling vor, vereinzelt kann man kleine Bachforelle beobachten.