Wie Ammersbek den Schwalben Unglück bringt
Zerstörung von Nistmöglichkeiten für Rauch- und Mehlschwalben
Alte Häuser in Dörfern und Kleinstädten sind ein Eldorado für gebäudebrütende Vogelarten. In einem alten Bauernhaus, vielleicht sogar mit Scheune, finden neben Mehl- und Rauchschwalbe auch Mauersegler, Haussperling, Hausrotschwanz, Star, Dohle oder gar Schleiereule und Turmfalke ein Zuhause. Neubau und Sanierungen haben in den meisten Fällen die Möglichkeiten für geflügelte Untermieter, z.B. auch Fledermäuse, vernichtet oder zumindest stark eingeschränkt.
Die mutwillige Zerstörung von Brutstätten ist ein Rechtsdelikt, aber für die zwangsweise Zerstörung z.B. durch Neubauquartiere gibt es bei in den dafür aufzustellenden B-Plänen Ausgleichsmaßnahmen durch eine Verpflichtung für die entsprechenden Tiere Nisthilfen anzubringen.
Das hat in Ammersbek wenig genützt, die Zahl der Gebäudebrüter hat offensichtlich stark abgenommen. Oft ist die Ursache vielfältig, denn was hilft eine Wohnung, wenn man nichts zu essen findet? Pferdeäpfel mit Körnern für Haussperlinge, zahlreiche Fluginsekten für Schwalben: Der Tisch ist nicht mehr gut gedeckt. Leider gibt es aber auch Ursachen wie Unverständnis oder Hygienewut.
Zwei Beispiele aus Ammersbek:
Beispiel 1: Schildbürgerstreich für Rauchschwalben
Der Abriss einer Halle des Zementteilewerks Feddern für die Neubauten An der Sandkuhle führte zur Vernichtung von fünf Rauchschwalbennestern. Diese Koloniebrüter kehren immer wieder zu ihren alten Nistplätzen zurück, deshalb schrieb der neue Bebauungsplan ortsnahen Ersatz vor. Der wurde vom Bauamt unter Beratung durch eine Landschaftsplanerin errichtet. Nicht nur später als vorgeschrieben, sondern auch an einem Ort, von dem der NABU-Ammersbek, der pro forma gefragt wurde, strikt abriet: Auf dem Bolzplatz südlich vom Parkplatz Bültenbarg.
Hier wurde nun eine Holzhütte mit Einflugloch errichtet, in der sich 10 Kunstnester für Schwalben befinden, davor eine künstliche Lehmpfütze, die regelmäßig feucht gehalten werden muss.
Gut gemeint ist nicht immer gut
Dummerweise ist der Bolzplatz ist ein selten gewordenes Biotop, eine voll besonnte blütenreiche Magerwiese mit großer Vielfalt an Wildbienen und Heuschrecken. Nun ist es auf mehreren Quadratmeter verbaut und beschattet. Das ist schlimm genug, aber es kommt noch schlimmer: Als die Hütte im März errichtet wurde, hatte sich in dem Sand gerade eine Sandbienenkolonie eingerichtet. mit zahlreichen Brutröhren. Die wurde überbaut und vernichtet.
Eine Ausgleichsmaßnahme für eine Ammersbeker Population von geschützten Rauchschwalbe führte zur Vernichtung einer Population von geschützten Weiden-Sandbiene, sowie zur Teilzerstörung eines geschützten Biotops. Damit war auch der Bau dieser Hütte ein ausgleichspflichtiger Eingriff. Die Untere Naturschutzbehörde Stormarn vordonnerte die Gemeinde dazu, einen nahen Sandstreifen für Sandbienen einzurichten, ein echter Schildbürgerstreich mit Steuergeldern.
Und wie vom NABU prophezeit, haben bislang (Stand Sommer 2022) keine Rauchschwalben in dem Kabuff gebrütet.
Beispiel 2: Schwalben nicht erwünscht
Wie freute sich der NABU Ammersbek, als gleich im ersten Jahr ein Dutzend Mehlschwalbenpaare ihr Nest an dem neuen Gebäude der Braaker Mühle in Hoisbüttel Dorf baute. Der Dachüberstand ist gut konstruiert, eine Art durchgehendes Kotbrett verhindert, dass der Kot herunter fällt oder die Hauswand verschmutzt. 2021 waren es schon zwei Dutzend Nester, und die Bäckereikunden, die wegen Corona draußen Schlange standen, freuten sich über das fröhliche Brutgeschäft.
Der NABU mailte begeistert ein Lobschreiben an den Eigentümer mit dem Vorschlag, ihm die Auszeichnungsplakette "Schwalbenfreundliches Haus" zu überreichen, damit sie dort angebracht werden kann.
Traurige Hygienemaßnahme
Es kam nie eine Antwort, jedenfalls nicht per Mail. Im Frühjahr 2022 entdeckte der NABU, dass die Nester vom Vorjahr mit Kaninchendraht überbaut worden waren und der gesamte Dachüberstand nun durch den Draht und unterhalb des Kotbrettes durch Metallspieße vor "Belästigung" durch Schwalben geschützt ist. Keine einzige Mehlschwalbe kann dort mehr brüten und die wartenden Bäckerei-Kunden mit dem Schauspiel unterhalten.
Schwalben bringen Glück, das hat man im neuen "Wohnhof Bredenbek" in Hoisbüttel Dorf offenbar vergessen.