Wundertüte der Botanik
Geht man den Hauptspazierweg durch das Naturschutzgebiet, kommt man an einer großen Wiese vorbei. Von der Sitzbank dort aus hat man einen weiten Blick über den Zaun auf die so genannte Borstgraswiese und sieht viel Grün. Aber dieses Grün hat es in sich, und die beiden Biologen der NABU- Gruppe entdecken dort immer mehr seltene Pflanzen.
Seit der Errichtung des Zaunes 2012 entwickelt sich die Vegetation dank der Kombination aus Mahd und Nachweide durch die Rinder des Wulfsdorfer Biohofs ungewöhnlich günstig. Insbesondere die Nachweide im Spätsommer hat zu einer Auflockerung der bodennahen Streuschicht geführt. Konkurrenzschwache Arten profitieren, aber auch der kartierende Biologe, da die Gräser und sonstigen Pflänzchen besser wachsen und besser erkannt werden können.
Und so fanden sich kurze Zeit nach Wiederaufnahme der Beweidung tolle botanische Überraschungen. Gleich drei seltene Kleinseggen, Kennarten für wirklich nährstoffarme Wiesen, breiten sich sehr deutlich aus (Hirse- Segge) oder tauchen wie aus dem Nichts auf wie die Grünliche Gelb- Segge (Carex demissa) oder die seltene und stark gefährdete Stern- Segge (Carex echinata), die keinerlei Düngung verträgt und sogar schon unter dem Stickstoff aus der Luft leidet.
Insgesamt haben die Biologen des NABU Ammersbek bis 2015 auf dieser Fläche 95 (2014: 84) Pflanzenarten nachgewiesen, darunter 30 Arten der Roten Listen von Hamburg und Schleswig-Holstein. Gelbseggen beispielsweise sind in Hamburg vom Aussterben bedroht!
Die Wiese gehört zu einem artenreichen Vegetationstyp, der in Schleswig-Holstein selten geworden ist, dem feuchten Borstgrasrasen. Er wurde von der Floristisch-soziologische Arbeitsgemeinschaft zur Pflanzengesellschaft des Jahres 2020 ausgerufen. Eine detailliert Beschreibung seines Vorkommens im Gebiet, seiner Besonderheiten und Empfindlichkeiten findet sich hier.
Der Erhalt dieses kleinen Hot Spots ist extrem abhängig von der Art der Bewirtschaftung. Mulchen, Düngen oder Einsaat von Wirtschaftsgräsern führen sehr schnell zum Rückgang der Artenvielfalt.