NABU - Gruppe Ammersbek e.V.


Fünf Jahre nach der Wiedervernässung

Wächst das Moor im Naturschutzgebiet Heidkoppelmoor?

Ohne Moos nix los! So kann man die Moorkunde in einem Satz zusammenfassen. Moore sind bekanntlich aus abgestorbenen Pflanzenteilen aufgebaut. Diese wurden durch die dauerhaft hohen Wasserstände nicht zersetzt, sondern zu Torf umgewandelt. Moore sind mehr oder weniger mächtige Torflagerstätten und weisen oberflächlich eine besondere Vegetation auf.

Der Torf ist also ein Speicher von (Pflanzen-)Resten und damit von bedeutenden Mengen Kohlenstoffs, der ohne ausreichend hohe Wasserstände zu Kohlendioxid zersetzt würde und dann in die Atmosphäre entwiche. Das ist der Grund, warum Moore eine bedeutende Rolle im Klimaschutz einnehmen.

Die Torfbildung findet im Wesentlichen durch Torfmoose statt. In geringerem Maße sind höhere Pflanzen beteiligt. Dazu zählen im Heidkoppelmoor:

  1. Scheidiges Wollgras Eriophorum vaginatum
  2. Schmalblättriges Wollgras Eriophorum angustifolium
  3. Schnabel-Segge Carex rostrata
  4. Moosbeere Vaccinium oxyccocos
  5. Schilf Phragmites australis

Unter den Torfmoosen finden sich hier nur die folgenden Arten:

  1. Trügerisches Torfmoos Sphagnum fallax
  2. Gefranstes Torfmoos Sphagnum fimbriatum
  3. Sumpf-Torfmoos Sphagnum palustre
  4. Sparriges Torfmoos Sphagnum squarrosum

Leider ist davon nur das Sumpf-Torfmoos torfbildend. Vor allem das im Moorkern dominante Trügerische Torfmoos zerfällt auch unter Wasser stark und trägt nicht zur Torfbildung bei. Es wird mikrobiell zu großen Teilen abgebaut. Damit bilden sich keine stabilen Verhältnisse für Moorwachstum aus. Nährstoffe und Kohlenstoff werden kaum im Torf gespeichert. Die dauerhaft hohen und auch lange Zeit im Jahr konstanten Wasserstände sind aber DIE Voraussetzung dafür, dass sich die ökologisch anspruchsvolleren und torfbildenden Torfmoose wieder ansiedeln. Diese sterben nämlich durch Entwässerung und Moornutzung zumeist als erste und müssen wieder einwandern. Und das braucht Zeit. Erfolgreich ansiedeln können sie sich aber nur bei ausreichend nährstoffarmen (oligotrophen) Bedingungen.

Nur mit den „richtigen“ Torfmoosen gelingt also eine dauerhafte Moorentwicklung, die zugleich auch klimawirksam ist. Die Bedingungen dafür wurden im Heidkoppelmoor mit der Wiedervernässung geschaffen. Nach Bau des Moorstaus im Jahr 2012 haben sich nach fünf Jahren dauerhaft hohe Wasserstände eingestellt. Das Moorprojekt des NABU Ammersbek ist von daher bereits nach wenigen Jahren von Erfolg gekrönt. Jetzt braucht die Natur Zeit, damit sich die moortypische Vegetation weiter ausbreiten kann und die mikroskopisch kleinen, mit Wind verwehten Sporen der Torfmoose den Standort wieder „entdecken“.

Dichte Polster mit Gewöhnlicher Moosbeere (Vaccinium oxyccocos) kennzeichnen ombrotrophe und nährstoffarme Bereiche. Nach der Wiedervernässung hat sich die Moosbeere ausgebreitet. © T. Behrends 2013

Im ersten Jahr nach der Wiedervernässung 2013 blühte das Scheidige Wollgras massenhaft. Die Massenentwicklung war von kurzer Dauer. Mit steigenden Wasserständen wird die Schwesterart, das Schmalblättrige Wollgras gefördert. © T. Behrends 2013

Das Gefranste Torfmoos,  Sphagnum fimbriatum, ist eine häufige Art der Moore. Die Art ist nur schwach Torf bildend und besiedelt  vergleichsweise nährstoff- reiche Standorte.  (© T. Behrends 2014)

Dichtes Polster vom Sumpf- Torfmoos (Sphagnum palustre, braun), darin einzelne grüne Pflanzen des Trügerischen Torfmooses (Sphagnum fallax). Das Sumpf- Torfmoos leitet eine Torfbildung ein.  © T. Behrends 2015

Das Trügerische Torfmoos,  Sphagnum fallax, ist im  Heidkoppelmoor die  häufigste Art und bedeckt den Moorkern großflächig. Die sehr wuchsfreudige Art zerfällt leider, so dass sie nicht wesentlich  zur Torfbildung beiträgt. Die Art ist heute in Hoch- und Niedermooren häufig.  © T. Behrends 2016

Nach der Wiedervernässung hat sich das Moor bis zu 8 m in die zuvor trockenen Moorbirkenwälder ausgedehnt. Torfmoos bedeckt den vorher entwässerten Waldboden. © T. Behrends 2016